

Stiller und Millot glänzen: Stuttgart schreibt mit Pokalsieg "Geschichte"
Der VfB Stuttgart ist Pokalsieger. Das Finale gegen Drittligist Bielefeld fällt lang Zeit einseitig aus.
Berlin (SID) Angelo Stiller lief beseelt vom Pokalsieg vor der Fankurve auf und ab, auf der Gegenseite rollten beim tapferen Außenseiter aus Bielefeld Tränen der Enttäuschung: Der VfB Stuttgart hat ein lange Zeit einseitiges Finale mit 4:2 (3:0) gewonnen und zum vierten Mal in der Historie des Vereins den DFB-Pokal geholt. "Wir haben heute Geschichte geschrieben", sagte Vorstandschef Alexander Wehrle im ZDF, während im Hintergrund die bengalischen Feuer den Himmel erhellten.
Neu-Nationalstürmer Nick Woltemade (15.), Blitz-Rückkehrer Angelo Stiller und Deniz Undav (28.) trafen für die Stuttgarter im ausverkauften Berliner Olympiastadion. "Heute werden wir auf gar keinen Fall ins Bett gehen. Ausgeschlossen!", sagte Wehrle. Denn durch den vierten Pokalsieg nach 1954, 1958 und 1997 retteten die Schwaben eine Spielzeit, die mit Platz neun in der Bundesliga enttäuschend verlaufen war.
"Ich bin fix und fertig. Die Emotionen kommen hoch. Ich kann es gar nicht in Worte fassen, hier gerade mit unseren Fans zu feiern. Das ist das schönste Gefühl, das man haben kann, glaube ich. Ich bin überwältigt", sagte der Stuttgarter Maximilian Mittelstädt im ZDF.
Für Außenseiter Bielefeld kamen der Treffer von Julian Kania (82.) und das Eigentor von Josha Vagnoman (85.) zu spät. Sport-Geschäftsführer Michael Mutzel lobte sein Team dennoch: "Ich bin unfassbar stolz auf die Mannschaft. Wir haben alles gegeben und nie aufgegeben. Wir haben ein mutiges Fußball-Spiel gemacht."
Der Sieg der Schwaben war dennoch verdient. Der VfB feierte damit seinen ersten Titel seit der Meisterschaft 2007 und löste das Ticket für die Europa League, während Bielefelds Traum vom größten Erfolg der 120-jährigen Vereinsgeschichte nach den Heldentaten aus den vorigen Runden platzte.
Ein ganz besonderer Moment war die magische Nacht von Berlin für VfB-Trainer Sebastian Hoeneß. Der Coach trat durch den Gewinn des Pokals in die Fußstapfen seiner berühmten Familie. Onkel Uli hatte den Cup als Spieler des FC Bayern einmal und als Funktionär zwölfmal gewonnen. Papa Dieter Hoeneß holte ihn mit den Bayern dreimal.
Im Olympiastadion setzte Hoeneß auf Rückkehrer Stiller, der keine zwei Wochen nach seiner Bänderblessur im Sprunggelenk gleich in die Startelf drängte. Der Nationalspieler sei "nah an den 100 Prozent", sagte der Coach im ZDF, Stiller sei "in der Lage, von Null auf 100 zu performen." Der 24-Jährige war sofort bemüht, das VfB-Spiel wie gewohnt anzukurbeln, zunächst war jedoch noch kein Klassenunterschied spürbar.
Zwar ließ sich Bielefeld zu Beginn bei einzelnen kleinen Stockfehlern die Nervosität anmerken, der Außenseiter suchte jedoch mutig den Weg nach vorne. Und schockte beinahe den Favoriten. Nach starker Kombination fand Arminia-Stürmer Joel Grodowski im Strafraum den unbehelligten Noah Sarenren Bazee (12.), der aus fünf Metern nur die Latte traf. Doch Stuttgart hatte eben Stiller, der mit jeder Aktion stärker wurde.
Nur zwei Minuten nach dem Fast-Rückstand steckte der Mittelfeld-Regisseur perfekt auf den kürzlich von Bundestrainer Julian Nagelsmann für das Final Four der Nations League in die Nationalmannschaft berufenen Woltemade durch. Der Pokal-Experte, der nun in fünf von sechs Runden erfolgreich war, schüttelte Bielefelds Stefano Russo ab und vollstreckte im Duell mit Arminia-Torwart Jonas Kersken eiskalt. Auch wenn die Arminia zurückzuschlagen versuchte, bestach Stuttgart durch Effizienz.
Nach Bielefelder Ecke konterte der VfB das Team von Trainer Mitch Kniat blitzschnell aus, Millot musste nach Undav-Vorlage nur noch einschieben. Der VfB bestrafte nun nahezu jeden Fehler gnadenlos, die Arminia wackelte defensiv bedenklich. Im Mittelfeld luchste Stiller Bielefelds Maximilian Großer den Ball ab und setzte Undav in Szene, der gegen Kersken problemlos verwandelte. Laut Daten-Service Opta schoss kein Verein im Pokalfinale so früh drei Tore.
In der vermeintlichen Gewissheit des sicheren Sieges agierten Hoeneß' Mannschaft etwas schluderig in der Chancenverwertung. Erst verzog Undav (51.) aus einiger Entfernung, ehe er drei Minuten später nach einem Kabinettstückchen im Sechszehner unnötig querlegte, anstatt selbst abzuschließen. Millot machte es nach einem Fehlpass von Louis Oppie besser - es war der vierte individuelle Patzer, der an diesem Abend zu einem Gegentor führte. In der Schlussphase kam Bielefeld tatsächlich noch einmal heran, doch es war zu spät.
O.Vogel--BP